Interessengemeinschaft der Waldbesitzer im Thüringer-/Frankenwald

Ärger um Waldbetreuung bei Rodacherbrunn durch Bundesforst

OTZ, 20.03.2022, Peter Hagen
Foto: Peter Hagen

Wurzbach. An der Entscheidung des Bundestagshaushaltsausschusses zum Wald bei Wurzbach könnte gerüttelt werden.

Die Skepsis und der Ärger sind nicht gewichen. Mit der Übertragung von 1400 Hektar Waldfläche bei Rodacherbrunn in die Betreuung durch den Bundesforst können sich die Mitglieder der Interessengemeinschaft „Waldumbau statt Waldstilllegung“ nicht so recht anfreunden. Deutlich vertritt nun auch der Petitionsausschuss des Thüringer Landtags die Auffassungen der Interessengemeinschaft, dass eine Übernahme der vorgesehenen Stilllegungsfläche durch die Stadt Wurzbach, hilfsweise durch die Stiftung Naturschutz Thüringen, zu favorisieren sei. Doch der Haushaltsausschuss des Bundestages traf eine andere Entscheidung.

Nicht mit rechten Dingen zugegangen

„Das ist alles nicht mit rechten Dingen zugegangen“, zeigt sich Siegfried Schmieder überzeugt. Ihn empört, dass das von der Interessengemeinschaft angeschobene Petitionsverfahren, das von knapp 3000 Unterzeichnern unterstützt worden ist, an sich erfolgreich verlaufen sei. „Aber das Ergebnis ist einfach ignoriert worden.“ Wohl mit der Auffassung in Berlin, dass das strittige Waldrevier eben Eigentum des Bundes sei und das Land sich da nicht einzumischen habe. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben und der Bundesforst hätten per Eilantrag den Haushaltsausschuss zur Bundeslösung gedrängt. Nicht jedes Ausschussmitglied, so ist man unter den Waldbesitzern im Raum Wurzbach überzeugt, habe überhaupt umfassende Informationen darüber gehabt, wofür es seine Stimme gab und dass eine Alternative vorlag. Die Argumente der Interessengemeinschaft aus Thüringen seien gar nicht bis in den Haushaltsausschuss vorgedrungen.

Doch möglicherweise ist trotzdem noch nicht das letzte Wort gesprochen. Jüngst hat der Petitionsausschuss des Thüringer Landtags den Initiatoren in Wurzbach mitgeteilt, dass man beschlossen habe, nunmehr den Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages einzuschalten. Der Petitionsausschuss in Thüringen hatte sich vom Ausschuss für Umwelt, Energie und Naturschutz beraten lassen und hierbei zur Kenntnis genommen, dass dieser sich für eine Flächenübernahme durch die Stadt Wurzbach aussprach. Zudem hatte der Ausschuss die von der Interessengemeinschaft vorgeschlagenen Maßnahmen für einen langfristigen aktiven Waldumbau unterstützt, ehe die Flächen dann in die Wildnis und Naturwaldentwicklung ohne forstliche Nutzung überführt werden. Es gab lediglich den Hinweis, beim Zeithorizont die Vorgaben des Bundes zu beachten. Ausdrücklich bedauert wurde von dem Ausschuss der Beschluss des Bundestags-Haushaltsausschusses, der im Juni vorigen Jahres entschieden hatte, die Fläche nicht an Wurzbach zu übertragen, sondern beim Bund zu belassen.

Kahlflächen durch Misswirtschaft

Nach Ansicht des Ausschusses für Umwelt, Energie und Naturschutz sei es „zur Steigerung der Akzeptanz der Waldumbaumaßnahmen in der Region“ besser gewesen, die entsprechenden Flächen an einen regionalen Flächenübernehmer zu übertragen. Daher gibt es die klare Empfehlung, den Beschluss des Bundestagshaushaltsausschusses noch einmal überprüfen zu lassen „und zu eruieren, inwieweit die vom Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz favorisierte Lösung einer Übertragung an die Stadt Wurzbach oder die Stiftung Naturschutz Thüringen noch ermöglicht werden kann“. Für die Stiftung spreche zudem, dass diese in der unmittelbaren Nachbarschaft Eigentümer einer Wildnisfläche sei, „die im Sinne der Region ,in einem Stück’ entwickelt werden könnte“.

Unterdessen hat die Bundesforstverwaltung in dem strittigen Revier damit begonnen, „Schadensbegrenzung“ zu betreiben, wie der intensive Einschlag in den zurückliegenden Wochen bezeichnet wird. Die Mitglieder der Interessengemeinschaft sehen sich hierbei in ihrer Auffassung bestätigt, dass der Bund in der Vergangenheit viel zu nachlässig bei der Borkenkäfer-Bekämpfung gewesen sei und befallene Bestände zu lange habe stehenlassen. Das hätte zur Folge gehabt, dass „riesige Käferlöcher“ entstanden, nachdem die befallenen Bäume beseitigt waren. Und dort hätten dann Stürme ein leichtes Spiel, die verbliebenen Fichten umzureißen, was noch größere Kahlflächen nach sich ziehe.

Geradezu für Entsetzen sorgte die Ankündigung, möglichst ohne Aufforstung eine Waldverjüngung zu erreichen. „Aus hundert Prozent Fichten-Flächen werden durch reine Verjüngung wieder mindestens 90 Prozent reine Fichten-Flächen“, sind die Mitglieder der Interessengemeinschaft überzeugt.